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Verwandlung von Chema Alvargonzález


Der spanische Künstler arbeitet mit Licht, mit Sprache und vor allem mit dem Raum, meist mit vorgegebenen architektonischen Situationen. Neuerdings konstruiert er auch plastisch eigene Räume aus Licht. Er nähert sich Gebäuden oder Plätzen und lässt sich auf ihre historischen Bezüge, ihre Nutzung ein, deutet ihre Situation ganz persönlich. Dann beginnt er die Orte mit künstlichem Neonlicht neu zu inszenieren. Sparsam verwendet, setzt er die Illumination ein, um Eigenheiten, Formen und Bedeutungen hervorzuheben. Vorsichtig wählt er die Art, die Form und vor allem die Farbe der Neonstangen nach Bedeutung und Inhalt seiner Installationen
In der Messestadt hat Chema Alvargonzález wie fast jeder Besucher zuerst nach den Relikten des bekannten Verkehrsflughafens gesucht und mit dem ehemaligen Tower auch sofort ein Objekt erspäht, das seiner Idee vom Flughafen als dem Verbindungspunkt zwischen Himmel und Erde entgegenkam.


Mit dem Fund des Turmes als dem Symbol dieser Verbindung ging aber auch die Erkenntnis einher, dass diese Bedeutung eine längst vergangene ist. Mit dem Flughafen hatte der Turm seine Rolle eingebüßt, stand funktionslos, von allen anderen Gebäudeteilen verlassen da. Außerdem kommt ein informierter Betrachter nicht umhin, die Architektur selbst, die fast klassizistische Formensprache des Nazi-Architekten Ernst Sagebiehl zu beachten. Nicht eine Akzentuierung der bestehenden Architektur, die schnell zu der Frage nach deren Qualität oder der Schutzwürdigkeit dieses Denkmals geführt hätte, strebte Alvargonzález an und auch keine dokumentarische Spurenmarkierung des Verlorengegangenen. Den Künstler interessierten vielmehr grundsätzliche Fragen - die nach der zeichenhaften Verbindung von Himmel und Erde, Körper und Geist. Als Zeichen dieser Auflösung von Form, von funktionslos gewordener Form auf der einen und dem Wunsch nach Verbindung auf der anderen Seite, wählte er den Blitz. Die Strahlkraft dieser gewaltigsten Bewegung des Himmels Richtung Erde war gerade stark genug, die Kraft der Verwandlung anzudeuten.

Stand Sommer 2000